geschichte hautnah

Die Ukraine assoziieren seit 2014 die meisten wieder mit Krieg und Gewalt und das natürlich nicht zu unrecht. Angespannt habe ich damals die Berichterstattungen verfolgt und die Ängste vor einem neuen Krieg waren natürlich groß. Inzwischen hat sich die Lage soweit beruhigt, wenn auch im Osten der Ukraine die Lage nahezu unverändert ist. Auch die Krim ist nach wie vor annektiert und seit der Abstimmung mit dem recht fraglichen Ergebnis scheint es dort ruhig zu sein, zumindest hört man nichts Gegenteiliges mehr.

Ich möchte den heutigen Tag nutzen um mich mit der Revolution von 2014 zu befassen. Wann hat man schon die Möglichkeit Geschichte hautnah zu erleben und die Schauplätze in nahezu unveränderten Zustand zu besichtigen? Also lege ich mir eine 20km lange Wanderroute quer durch Kiew zurecht und laufe in den frühen Morgenstunden los. Zuerst besichtige ich die Wladimirkathedrale und mache mich dann weiter in Richtung der von den Demonstranten damals besetzten Gebäude. Weit komme ich jedoch nicht und fühle mich direkt etwas unwohl. Sämtliche Straßenzüge sind gesperrt, das Militär ist stark bewaffnet und lässt nichts und niemanden passieren. Ich checke Twitter und erfahre dass die Polizei vorgestern ein Protestcamp vor dem Parlament geräumt hat. Es kam zu zahlreichen Verhaftungen und auch zu einigen Verletzten. Die Demonstranten fordern die Freilassung von Mitstreitern, mehr Antikorruptionsmaßnahmen sowie den Rücktritt von Präsident Poroschenko. Auch wenn das hier nicht im geringsten mit den Massendemonstrationen von 2014 zu vergleichen ist, habe ich doch ein recht mulmiges Gefühl und irgendwie scheint es mir, dass die Ukraine so schnell wohl nicht zur Ruhe kommen wird.

Meine geplante Route ist damit auch hinfällig, ganze Straßenblocks sind gesperrt, man kommt nirgendwo durch und über einen wahnsinnigen Umweg erreiche ich schließlich das Haus der Chimairen. Zu gerne hätte ich es mir angesehen, es besichtigt, aber auch hier ist eine unglaublich große Sperrzone errichtet worden. Also laufe ich zum Dnipro, gucke auf den großteils zugefrorenen Fluss und überlege wo ich Essen könnte.

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