Ein Stück die A9 herunter kommen wir in Beelitz-Heilstätten an – den Ortsnamen hat er wegen der Heilstätten, welche Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Grund waren die vielen Tuberkulosekranken vor allem in Berlin. Die Landesversicherungsanstalt lies darauf hin die Heilstätte bauen, um die Kranken schnell wieder fit und damit arbeitsfähig zu lassen. Schließlich sind gesunde Einzahlende weitaus besser wie Kranke und Pensionisten.
So entstand ein Ensemble aus 60 Gebäuden und einer Größe von über 200 Hektar, welches schlussendlich noch vor der Jahrtausendwende völlig leer stand. Lange Zeit diente es als Lungenheilstätte, während des Krieges auch als Lazarett und nach dem Weltkrieg schließlich als Militärhospital. 1994 verließen die Russen schließlich Beelitz und im Jahr 2001 ging die Eigentümergesellschaft in Insolvenz, sodass kein Wachpersonal mehr da war. In kürzester Zeit verwandelten sich die Beelitzer Heilstätten zum wohl bekanntesten Lostplace Deutschlands und die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde eingestellt und Vandalismus hat den vielen Häusern schließlich den Rest gegeben.
Inzwischen sind viele Grundstücke verkauft, einige Häuser restauriert und viele werden bewusst gelassen wie sie sind – jedoch sollen sie so erhalten werden. In manchen Gebäuden kann man Führungen machen oder wer mag kann über einen Baumkronenpfad das zerbombte Alpenhaus bewundern.
Wie ich finde, eine tolle Sache und ich täte auch gern eine Führung machen, wenn auch mit dem Wissen dass im Inneren der Gebäude nicht mehr viel vom „Lostplace“ übrig sein wird. Dennoch zieht es mich magisch an und zu unserem Glück kommt uns eine kleine Gruppe entgegen. Wir können uns anschließen und sehen nun die Chirurgie von innen. Aus Sicherheitsgründen natürlich nur einen kleinen Teil und auch nur im Erdgeschoss. Dennoch macht die Tour Spaß und unsere Führerin scheint sich so richtig in das Thema eingefuchst zu haben. Es stimmt ein wenig traurig dass der Förderverein heftig mit den Ämtern zu kämpfen hat, um banal wirkende Dinge wie die Abdichtung des Daches genehmigt zu bekommen. Denkmalschutz ist kein Kinderspiel und das Unterfangen die vielen erhaltenswerten Gebäude und die Geschichte am Leben zu halten, scheint unlösbar. Vermutlich werden noch viele Jahrzehnte vergehen und die Schäden werden damit nicht kleiner. Schade drum.
Momentan werden drei Führungen angeboten sowie der Baumkronenpfad. Andere Gebäude werden inzwischen wieder zivil genutzt, sind restauriert oder gerade in Bau. Ich jedenfalls bin gespannt wie sich die Heilstätten entwickeln und bin froh über die wirklich gute Arbeit des Fördervereins. Wenn auch klassische Lostplaces mir viel mehr zusagen.
Nun trennen uns nur noch 600km von der Heimat und in einem Rutsch bringen wir die fix hinter uns.