klitschnasse flucht

Die Nacht brachte natürlich weiteren Regen, der Morgen sowieso und so beschließen wir, die Flucht zu ergreifen. Wohlwissend habe ich am Abend noch schnell mein Hab und Gut zusammengepackt, schön nass verstaut und so können wir den Campingplatz direkt verlassen. An der Rezeption bezahle ich meine Zeche, verabschiede mich vom haarigen Portier und möchte noch fix wohin, wenn wir schon hier sind…

Vor einigen Jahren war ich schonmal am Atomium und hatte damals keine Zeit für eine Besichtigung und einen langen Spaziergang durch den Park – heute soll das mal wieder ähnlich verlaufen. Nass wie ich bin, schätze ich mich recht glücklich als der Parkautomat nicht so möchte wie ich es gern hätte. Also kann mich das Atomium kreuzweise, der Regen sowieso und ich füttere mein Navi mit einer neuen Adresse – endlich weg aus diesem Regenloch.

mehr brüssel!

Nun schlagen wir wieder die Richtung des Nordbahnhofes ein, ich biege jedoch frühzeitig ab und so kommen wir noch in die Gegend des Welthandelszentrum und des ‚Canal de Charleroi‘. Hier gucken wir auf den industriellen Hafen, auf viel Abfall, Unrat und eine müde Lokomotive des Typs 0-4-0, die 1970 außer Dienst gestellt wurde – glaube ich zumindest, so recht sicher bin ich mir mit meinen Sprachkenntnissen nicht.

Anschließend schlendern wir gemütlich zum Bahnhof zurück und just in diesem Moment ist die Linie 232 abfahrbereit und wir steigen zu – manchmal muss man halt Glück haben. Nach rund einer Stunde sind wir zurück am Campingplatz, genauso nass wie vorher und ich sitze mich wieder unter den Pavillon, dieser ist jedoch mittlerweile auch weniger dicht und so flüchte ich in den Kadett, mache mir es bequem und warte mal ab was die Zeit noch so bringt. Vielleicht ja Regen?

manneken pis macht hungrig

Vom pinkelnden Bübchen entfernen wir uns gen Westen, kommen an urigen Geschäften und tollen Kneipen vorbei. So kehren wir ein und ich genieße ein Brüsseler Bier auf Empfehlung der Kellnerin. Wir sitzen etwas länger, die Gelegenheit ist nämlich super um die Kleidung etwas trocknen zu lassen.

Hier begegnen uns auch die ersten Soldaten – die patrouillieren seit den letzten Anschlägen überall in Brüssel und gucken nur selten freundlich drein. Aktuell befinden wir uns in Terrorwarnstufe 3 von 4, abgesehen von den schwerbewaffneten Kämpfern merkt man jedoch nichts davon.

Halb getrocknet geht es nun zurück in die Fußgängerzone. Ich kaufe mir ein Unterhöschen – bei all dem Regen sicher keine schlechte Idee, wenn man denn noch weitere Unterwäsche mit sich führt.

brüssel im eilverfahren

Ich fasse den Entschluss erstmal den großen Platz im Stadtkern anzusehen – der Weg dorthin führt durch die halbe Stadt und ich komme an unzähligen Imbissen vorbei. Wie das nunmal so ist, probiere ich Diverses und bin schon nach einigen Straßen pappsatt. Nach dieser Essensorgie säumen den Weg hunderte Geschäfte – wird wohl die Fußgängerzone sein. Wie das so ist kaufe ich hier und dort einige Kleinigkeiten und bin dann aber doch froh, als wir endlich den ‚GrandePlace‘ erreichen.

Warum denn ausgerechnet dieser Platz zum UNESCO Welterbe gehört ist schnell geklärt – ein unglaubliches 360° Panorama bietet sich auf einem wetterbedingt leerem Platz. Man kann sich kaum sattsehen – hinein möchte ich aber nirgends und Essen erst recht nix. Also laufen wir noch ein Stück weiter zum weltberühmten Manneken Pis – dem Wahrzeichen Brüssels. Verstehe wer mag – mir jedenfalls ist das unerklärlich, wie ausgerechnet dieser kleine Bub solchen Ruhm erlangen konnte. Er ist nun wirklich kein Highlight & auch garnicht groß bestückt – ich stehe vor einem Rätsel.