am deich #2

Halbwegs durchnässt kommen wir am Kadett an, fahren zurück zum Hotel um unser Gepäck zu holen und schon wird das Navi mit einer neuen Adresse gefüttert. Nur zwei hundert Kilometer entfernt spielen heute nämlich Deichkind und natürlich haben wir Tickets dafür!
Nach einer angenehmen Fahrt kommen wir in Rostock an, beziehen direkt das Hotel neben der Stadthalle und tigern dann auch schon los. Zu Fuß geht es in die Stadtmitte, noch immer herrscht Schietwetter und wir sehen uns ein wenig in der Altstadt um, laufen an den Hafen und gehen dann Essen.

ro1

ro2

Wegen des eisigen Windes, fehlenden Parkhauses und der Tatsache dass wir aus Zucker sind, wird die Preparty heute in den Kadett verlagert. Ordentlich durchgefeiert geht es dann auf das Konzert und Deichkind bieten erneut fast drei Stunden Ekstase vom Feinsten.

ro3

ro4

Völlig durchgenudelt gehen wir dann zu Bett und wissen, dass schon bald der Wecker klingelt.

inselflucht

Gestern Abend haben wir noch gemütlich gegessen und sind dann zeitig zu Bett, sodass wir nun frohen Mutes das Frühstücksbuffet plündern können und nochmal den Strand besuchen. Das Wetter ist nun nicht mehr gar so sommerlich und so wird es Zeit Rügen zu verlassen. Mit etwas frischen Sand in den Schuhen steigen wir in den Kadett und nehmen Kurs auf Berlin.
Vor den Toren Berlins habe ich ein Hotel gebucht. Ist etwas außerhalb und schön ländlich. Dort angekommen staune ich nicht schlecht. Das Hotel wirkt wie ein Lostplace.
Ich trete herein und treffe auf keine Menschenseele. Der Haupteingang ist verbarrikadiert und über den Hintereingang kommt man direkt zur Rezeption. Diese besteht aus dem Schlüsselbrett und einem Schreibtisch. Charmant ists definitiv, den offenliegenden Büchern zufolge war hier aber schon lange kein Gast mehr.
Immerhin könnten wir uns nun einfach einen Zimmerschlüssel schnappen und sind rundum versorgt. Strom und Wasser hat es schließlich. Frau J. aber zeigt sich weniger begeistert. Unter der angegebenen Rufnummer erreiche ich niemanden und auch im gegenüberliegenden Restaurant gibt es seit langem keine Pächter mehr. Also rufe ich den Dienstleister an wo ich gebucht habe und bekomme nach einer Stunde eine neue Pension in Spandau.

Eigentlich wollte ich noch zum Olympiadorf von 1936 – das hat aber geschlossen und öffnet seine Pforten nur nach Anmeldung. Wie immer in diesem Berlin. Also verkrümeln wir uns in der Pension, gehen noch zum Italiener und fallen anschließend zu Bett. Am Morgen gehen wir dann in so ein komisches Hipstercafé und gönnen uns die erste Mahlzeit des Tages um in Kürze dann Berlin schnell wieder zu verlassen. Etwas südlich von Berlin nämlich möchte ich mir noch etwas ansehen.

kdf-heim und mehr

Nun stehen wir in Prora am ehemaligen KdF-Wohnheim und möchten einen Blick darauf wagen. Von der auf fast 5km geplanten Urlaubsanlage sind heute noch rund 2,5km übrig – ein gigantischer Bau der damals 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub ermöglichen sollte. Die Nazis haben es wie so vieles jedoch nie zu Ende gebracht, denn der Krieg kam dazwischen. Im Laufe der Zeit diente der Bau dann als Lazarett und später den Sowjets sowie der Bundeswehr. Teile der Anlage wurden gesprengt, abgetragen und was nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion übrig blieb benutze das Militär noch für kurze Zeit. Anschließend stand alles leer und es zogen Vandalen, Diebe und die Natur durch die endlosscheinenden Gebäude. Der Verfall war trotz Denkmalschutz weit fortgeschritten und erst nach der Jahrtausendwende wurden Gebäude verkauft.

Seither wird fleißig gebaut und vieles scheint auch fertig, der Rest steht so vor sich hin und so vergehen sicher noch viele Jahre, bis zur Fertigstellung. Vermutlich sind die ersten Blöcke bis dahin dann wieder renovierungsbedürftig. Um ein wenig mehr Aufklärung zu bekommen, besuchen wir das Prora Dokumentationszentrum. Hier erfährt man einiges über die Planung der Anlage, die Nutzung und die Zukunft. Auch wird „Kraft durch Freude“ beleuchtet und vieles Drumherum. Ein kurzweiliger aber dennoch interessanter Besuch, aber mehr möchte ich nicht sehen. Sicher täte es mir Freude bereiten, die Anlage einmal zu umwandern, aber dazu fehlt mir jetzt definitiv die Lust.

Stattdessen fahren wir zum Ostseebad Binz, verzehren ein Fischbrötchen und wieseln über die Seebrücke und anschließend am Strand entlang zum Auto. Selbiges machen wir in Göhren, dort genießen wir den Sonnenuntergang und ich nehme das Museumsschiff Luise in Augenschein. Das liegt hier in nähe des Südstrandes kraftlos herum und ist teil eines kleines Freilichtmuseums. Eintritt muss man keinen bezahlen wenn das Kassenhäuschen unbesetzt ist und man einfach an den Absperrungen vorbeigeht.

rolling rügen

Ich habe mal von einem alten verlassenen Schloss auf Rügen gelesen – da möchte ich heute hin. Der Kadett liefert uns in der 25km entfernten Stadt ab und zu Fuß marschieren wir ein Stück durch den Wald. Es geht geschichtsträchtig zu, denn das gesamte Areal ist übersäht mit verlassenen Bauten.
Vom Schloss selbst ist leider nicht mehr viel übrig – die Sowjets haben es 1948 gesprengt. Was blieb sind Überreste der Pavillons, Kellerräume und nebenan der Marstall. Er blieb verschont und brannte dann vor 20 Jahren leider aus. Die Außenfassade blieb aber weitestgehend intakt und zeigt sich nun recht verwunschen durch das viele Grün.
Auch sonst gibt es hier im Wald einiges zu sehen. Etliche Fabrikhallen, Wohnhäuser und Bunker säumen das Gelände – alles steht leer und birgt einen ganz besonderen Zauber an der Steilküste zur Ostsee.

Dort krabbeln wir auch hinunter und flanieren etwas am Meer um anschließend wieder unser Auto aufzusuchen. Unterwegs treffen wir auf eine alte Greisin die trittsicher an der Küste herumklettert und Ostseeschätze sucht. Früher tat sie das zum Verkauf an Touristen und heute nur noch für die eigene Sammlung. Auch sonst hat sie viel zu erzählen – so schimpft sie über die Neonazis, lobt das Wetter und hat interessante Geschichten von ihrer Flucht nach Rügen parat. Von Ostpreußen kam sie nach Rügen und ich könnte Stunden ihren Geschichten lauschen.
Wir aber müssen irgendwann weiter und fahren zu einer etwas anderen Art Lostplace auf Rügen.