importmeister

Der Herrn J. hatte die blendende Idee einen alten Mistkarren in den Untiefen Polens zu kaufen und so sitzen wir nun im Kadett, brettern die Autobahnen entlang, fliegen an Dresden vorbei und landen schließlich in Polen. Zu meiner Freude sind auch hier die Grenzen unbewacht – ganz praktisch wo doch neulich beschlossen wurde, dass man zur Wiedereinreise einen Test benötigt.

Nach zehn Stunden Fahrt kommen wir nahe Konin an, es ist gerade noch so hell und wir schauen uns den Golf etwas genauer an. Massig Kilometer, unzählige Vorbesitzer, schmutziger Diesel und eine handvoll Mängel. Dafür scheint der Preis recht fair zu sein. Man wird sich einig, Geld wechselt den Besitzer und schon sind wir auf dem Weg zur nächsten Tankstelle.

Irgendein polnisches Gesetz besagt, dass man dringend Trinken muss, wenn man ein neues Auto kauft & das Auto erst vernünftig läuft, wenn ausgetrunken wurde. Also tanken wir die Autos voll, kippen uns Bier hinter die Binde und plündern im Anschluss noch einen Supermarkt.

Die Dunkelheit ist durch ganz Polen unser Begleiter, die Grenze zum Glück immer noch unbewacht und in Sachsen geht dann auch die Sonne auf. Abgesehen von eifrigen Funkenschlag aus dem Auspuff und einer völlig ausgeschlagenen Lenkung lief der Golf bisher recht tadellos und so kommen wir pünktlich nach exakt 24 Stunden und 1.900km in der Heimat an, wo ich mir ernsthaft Gedanken um ein neues Umfeld mache.

rallye 2020 #4

So spät am Abend loszufahren ist natürlich nicht die klügste Idee, vorallem wenn man tagelang nicht so wirklich geschlafen hat, aber da müssen wir jetzt durch. Mit beiden Autos fahren wir an Regensburg vorbei und verlassen dann schließlich Bayern in Richtung Sachsen. Bei Plauen lassen wir dann den Daewoo zurück – in einem Wohngebiet stellen wir ihn ab und fahren dann gemeinsam im Fiesta weiter.

Wir haben die Rallyeautos dieses Jahr weder beklebt noch umgestaltet. Abgesehen von den auswärtigen Kennzeichen und der komischen Saisonkennzeichen-Kombination sind wir völlig unauffällig. Darum fahren wir nun auch mit einem Auto weiter und fahren weiter in die Nacht hinein. Kurz vor dem Morgengrauen erreichen wir die Grenze zu Polen. Zu unserem Glück sind keinerlei Kontrollen und ein paar Kilometer nach der Grenze, pflanzen wir uns auf einen Rasthof und machen ein wenig die Augen zu. Endlich kommen sogar OP-Masken zum Einsatz, denn die taugen wundervoll als Schlafmaske. Nach ein wenig Schlaf fahren wir weiter nach Breslau – witzigerweise machen exakt heute die Läden nach einem strengen Lockdown wieder auf und wir stürzten uns direkt ins Getummel in einer Shoppingmall und Essen anschließend bei Burger King. Es ist auch hier verboten vor Ort zu speisen, aber nachdem wir uns einfach an einen abgesperrten Tisch gestellt haben, machens uns alle nach.

Breslau selbst schauen wir uns nur aus dem Auto an. Wir sind viel zu müde und kaputt um das mit den Füßen zu bewältigen und so fahren wir einige Zeit durch die Stadt und liebäugeln aus den Fenstern, bis wir uns schließlich Gedanken machen, was als Nächstes passieren soll.

westerplatte

Wir sind heute auf der Westerplatte – hier beging der Überfall auf Polen und damit der zweite Weltkrieg. Hier kann man die Geschichte hautnah erleben. Neben einigen ehemaligen Munitionslagern gibt es Denkmäler, eine Menge zu lesen und einen weitläufigen Park.

zk1

zk2

Anschließend gehen wir in Danzig essen und besuchen dann das Museum „Europäisches Zentrum der Solidarność“. Die Anlage bildet eine Einheit aus einem Museum über die Gewerkschaft, ihrem Zentralarchiv, einer Multimedia-Bibliothek sowie einem Bildungszentrum. Mittels eines Audioguides durchquert man das Museum und erhält so alle wichtigen und interessant aufgearbeiteten Informationen. Das bisher erste Museum über die Sowjetunion und deren Untergang, das mich nicht einschlafen ließ.

zk3

zk4

Nach einigen Stunden spuckt uns das Museum wieder aus und wir hüpfen noch einmal in eine dieser Shoppingmalls. Kram kann man immer gebrauchen.

gdnsk

Nun gehen wir in das Archäologische Museum von Danzig, beklettern den dazugehörigen Turm und genießen die Aussicht über Danzig. Das Archäologische Museum selbst holt mich erwartungsgemäß nicht so ab. Mich interessiert das meiste des ausgebuddelten Krams überhaupt nicht und so recht verstehe ich auch nicht, wie es sein kann dass all der afrikanische Kram überhaupt hier herumliegt. Das hat in Polen und auch sonst in all den europäischen Museen überhaupt nichts zu suchen.

zz1

zz2

Nun fahren wir noch rüber nach Sopot und unternehmen einen kleinen Spaziergang am Meer. Die Ostsee liegt ganz ruhig da, die Möwen wuseln wild herum und mir gefällt Sopot an sich überhaupt nicht.

zz3

zz4

Anschließend fahren wir zurück nach Danzig, schlendern kurz durch den Klosterpark und plündern noch eben eine Shoppingmall.