dem schnee nach

Heute verlasse ich Hermannstadt und weiss noch überhaupt nicht wohin. Eigentlich hatte ich vor noch rüber nach Moldawien zu fahren, oder ans Schwarzmeer und Bukarest wollte ich auch noch ansteuern. Werfe ich kurzerhand soweit über den Haufen, denn mir steht noch genug Fahrerei bevor.

Also fahre ich nun mal ganz grob nach Nordosten und bin entzückt von der schönen Landschaft. Im Sommer ists hier sicher unendlich schön. Ein gutes Stück täte ich nun gerne machen, angesichts der schlechten Straßen eine echte Herkulesaufgabe. Den gesamten Tag sitze ich im Kadett, höre unzählige Musikalben durch und erreiche pünktlich zur Dämmerung Suczawa. Die Ukraine und auch Moldau sind nun nur noch einen Steinwurf entfernt. Nachdem ich mir Suczzawa angesehen habe, entscheide ich recht schnell – ab in die Ukraine! Schön ist es hier nämlich nicht.

Zur Grenze hin fahre ich im Lichtkegel meiner miesen Scheinwerfer und bin etwas erleichtert, dass nicht allzuviel los ist. Nach rund 30min bin ich an der Reihe, lass mir den Pass stempeln und gehe anschließend zum Zoll. Die Zollbeamtin ist reichlich verwundert, erklärt mir dass sie hier nur selten auf Deutsche trifft und freut sich über mein nächstes Ziel. Ich solle dort Freunde von ihr lieb Grüßen. So geht dann auch die Kontrolle völlig unter und der Kadett bleibt im Gegensatz zu allen anderen unkontrolliert.

augen und mehr

Die Kathedrale hat mich wieder ausgespuckt und nun geht es ein wenig durch die Altstadt. Ich laufe den kleinen und großen Ring entlang und werde stets von den vielen Augen beobachtet. Das sind die Dachfenster, welche damals als Belüftung für die Dachgeschosse dienten. Hier wurde allmögliche Waren gelagert, denn den Siebenbürgen war der Handel gestattet. Heute blicken wir auf ganze Armeen dieser merkwürdig guckenden Dächer.

Auch an der Lügenbrücke komme ich vorbei – der Name stammt von „Liegebrücke“ weil sie ohne Pfeiler auskommt. Aus liegen wurde lügen und so heißt es nun, dass sie einstürzt sobald sie ein Lügner betritt. Ist seit 1859 allerdings nie passiert, damals übrigens die erste gußeiserne Brücke auf rumänischen Gebiet und gefertigt wurde sie in Hessen.

Ehe ich noch über den großen Platz stolpere, täte ich furchtbar gern etwas Essen. Nachdem ich in Belgrad oft selbst gekocht habe, wird es nun wieder Zeit für ein Verwöhnprogramm. Drei Gänge regionaler Köstlichkeiten lasse ich mir bringen und kann kaum in Worte fassen, wie gut es schmeckt.
Ich schlendere noch etwas durch die Fußgängerzone und mache mich dann auf den Weg zurück ins Hotel.

sibiu

Ich habe mich nun entschieden ein Stück weiter in den Osten zu fahren – auf nach Siebenbürgen! Bis Sibiu (Hermannstdt) sind es zwar nur 300km, aber die Hälfte davon in grauenhaften Zustand. Das Schlaglochumfahren strengt wahnsinnig an, man sieht nix von der Gegend und ich bin heilfroh über die letzten 150km Autobahn. Die ist nämlich beinahe neuwertig und um die günstige Mautvignette habe ich mich schon online gekümmert.

Von unterwegs buche ich noch eben ein Hotel am Rande von Hermannstadt und freue mich schon das Städtchen zu erkunden. Angekommen raffe ich nicht so recht wo das Hotel sein soll und stehe die ganze Zeit direkt davor, staune dann darüber dass ich ein ganzes Haus für mich alleine gebucht habe und verstehe überhaupt nicht wie sich das rechnen kann. Die Ausstattung ist hervorragend, alles wahnsinnig sauber und ordentlich. Das ist eine gelungene Abwechslung zu den eigenartigen Schmuddelhotels, in denen ich sonst (wirklich gerne!) verkehre.

Zu Fuß geht es dann direkt in die Innenstadt und erster Anlaufpunkt ist die Orthodoxe Kathedrale. In Kirchen gehe ich ja eigentlich nur widerwillig, hier aber möchte ich mir die Malereien von Octavian Smighelschi ansehen. Wunderschöne Gemälde und auch der aus München stammende Mosaikboden kann sich sehen lassen.

serbia – romania

Ich checke aus und jetzt nach über 1500km werfe ich mal einen Blick unter die Haube. Der Motor ist noch da, Flüssigkeitsverluste sind im Rahmen und ich kann guten Gewissens weiterfahren. Heute möchte ich Serbien verlassen und steuere Rumänien an. Weit ist es zwar nicht, aber mangels Autobahnen zieht es sich natürlich ganz schön. Ich habe mich für den winzigen Grenzübergang nahe Morawitz entschieden und werde nicht enttäuscht, denn außer mir ist beinahe keiner da. Die Ausreise ist fix erledigt und weil ja sonst keiner da ist, kann sich die rumänische Grenzbeamtin voll und ganz mir widmen.

Irgendwann möchte sie dann sogar meinen Führerschein sehen und ich ahne schon Böses – zwar besitze ich einen, den ich allerdings vor vier Jahren als gestohlen gemeldet habe. Kurze Zeit später ist er wieder aufgetaucht und ich habe mir vorgenommen das der Polizei zu melden. Wohlwissend dass das in der Regel nix bringt (einmal als gestohlen gemeldet gehen an den Grenzen die Alarmglocken an).
Faul wie ich bin habe ich das nie erledigt, irgendwann vergessen und einen neuen nie beantragt. Sonst frägt aber auch nie ein Mensch danach. Ich erkläre ihr die Situation und anschließend ihrem Vorgesetzten. Die scheinen mir alle nicht so recht über den Weg zu trauen, denn der Chef befragt mich eine halbe Stunde lang und mag so einiges zigmal wissen. Offenbar schenkt er mir und meiner Reiseplanung die ich ihm zeige irgendwann dann doch Glauben und lässt mich passieren. Bei all dem Trubel hat mich dann noch der Zoll vergessen und ich bin in Rumänien.

Nun ist es hier in der Grenzregion (und weit drüber hinaus) fürchterlich hässlich. Also fahre ich einfach mal weiter und habe schon eine Idee wo es hingehen könnte.