spätsommerausflug

Heute hole ich meinen Kadett aus der Werkstatt – vor ein paar Tagen nämlich haben ein paar Missetäter sich an meinem Auto zu Schaffen gemacht. Zwei eingeschlagene Scheiben, beide Spiegel weggetreten und die Kennzeichen haben sie mir auch abgerissen. Die Heckscheibe wurde fix erneuert, Spiegel habe ich noch jede Menge herumliegen und statt einer neuen Seitenscheibe gab es eine komplette Tür aus dem Fundus von Herrn O. Die holte ich vorgestern bei ihm zu Hause und wie üblich war noch ein bisschen Zeit für einen Plausch. Wie sich herausstellte hatten wir uns locker zwei Jahre nicht gesehen. Die Zeit rennt.

Jetzt wo der Kadett wieder dasteht wie neu machen wir uns direkt auf den Weg zu einer kleinen Ausflugswoche. Die J. hat einen Termin in Berlin und ich hab noch ein wenig Handelsgut für Herrn S. im Kofferraum. Am Abend kommen wir südlich von Berlin an und beziehen direkt unser Hotel – genug für heute.
Wie der neue Tag erwacht begleite ich eben Frau J. zu ihrem Termin und fahre dann zu Herrn S. – der erwartet mich bereits und zusammen lümmeln wir herum, bespaßen seinen Hund und begleiten anschließend noch Herrn B. – der möchte seinen Benziner gegen einen alten Diesel eintauschen. Angesichts der jüngsten Geschehnissen ein guter Plan.

Irgendwann trennen wir uns dann und ich fahre noch eben in die Sonnenallee und sehe mir die Tankstellenruine an. Seit 1938 befand sich hier eine Tankstelle und blieb bis in die Neunzigerjahre bestehen, bis der Betrieb schließlich eingestellt und wurde und das Gebäude bis heute so vor sich hinvegetiert. Anschließend hole ich die J. ab und gemeinsam stehen wir im Stau – nichts wie weg aus diesem schäbigen Berlin. Unser nächstes Ziel liegt nun ein paar Autobahnstunden entfernt und führt uns nach Nordosten. Ein paar Stunden später stehen wir in der berühmten Wilhelmstraße am Ostseebad Sellin auf Rügen. Unser Hotel liegt hier direkt am Kopfe der Straße mit Blick auf die Ostsee und die Seebrücke.

rummeldisco

Die erste Nacht hier in Marina di Massa war recht, öhm, gewöhnungsbedürftig. In Italien sind wohl schon Ferien und entsprechend laut geht es hier an der Küste zu. Kindergeschrei, Disco und allerlei Firlefanz bis spät in die Nacht. Wir schmieden schon erste Pläne schnell wieder zu verschwinden, entscheiden uns dennoch für einen Tag am Meer. Bewaffnet mit Sonnenschirm, Lesestoff und anderen Krimskrams laufen wir an den Strand, platzieren unsere Astralkörper in der Sonne und brutzeln so vor uns hin.
Auch ins Nass bewegen wir uns und liegen ansonsten den ganzen Tag nur so rum, bis wir rotgebrannt das Weite suchen. Zum Akklimatisieren verweilen wir etwas am Kadetten und laufen am Nachmittag dann los ins Städtchen.

Einige Kilometer später sind wir angekommen und halten direkt Ausschau nach etwas zu Essen. Nicht gerade günstig hier an der Küste und sowieso stark touristisch. Irgendwann finden wir ein nett dreinblickendes Restaurant und werden leider völlig enttäuscht. Die bestellten Gerichte lösen spontanen Kotzreiz aus und ich wundere mich dass die Bedienung sich nicht schämt.
Mit so was ähnlichem wie einem Sättigungsgefühl marschieren wir zurück, dem Sonnenuntergang entgegen und genießen das Treiben am Meer bis wir schließlich zurück an den Campingplatz sind. Hier erwerben wir eine Flasche Wein und verbringen den lautstarken Abend mit etwas Uno und dem lieblichen Saft.

Am Morgen steht nun aber fest – nichts wie weg hier. Meer hatten wir schließlich jetzt genug und im Hinterland ists ohnehin sehr viel schöner! Für einen ligurischen FFK-Platz konnte ich Frau J. nicht gewinnen, aber unweit davon habe ich einen wunderschönen Platz zwischen Piemont und Ligurien entdeckt – der wird nun angesteuert.

krk & trsat

Nun schlendern wir noch etwas durch die Stadt Krk auf der gleichnamigen Insel. Vorbei am Kastell von den Frankopanen geht es durch die Altstadt und anschließend etwas an der Promenade entlang, bis sich wie so oft Hunger breit macht. In einem kleinen Restaurant in der Altstadt werden wir ganz herrlich satt und verlassen anschließend die Insel. Zurück auf dem Festland wagen wir noch einen kurzen Blick in eine Burg nahe Kraljevica, schlendern durch einen Campingplatz zu einem winzigen Leuchtturm und machen uns dann schließlich auf den Rückweg nach Rijeka.

Hier habe ich nämlich noch einen Lostplace ausfindig gemacht und täte mich ganz gerne einmal umsehen. Angekommen staune ich nicht schlecht – vor 150 Jahren entstand hier eine der größten Papierfabriken Europas und das Areal ist rießengroß und steht schon seit vielen Jahren leer. In einigen wenigen Gebäuden ist noch Leben und ansonsten haben hier Vandalen und Künstler schon ganze Arbeit geleistet. Auch findet in einem der Gebäude seit vielen Jahren ein Tecnofestival statt.
Wir schlendern ein wenig durch die Hallen, sehen uns um und marschieren auch auf den Berg, von wo man einen tollen Ausblick auf das Areal und die Rječina hat.

Weil die Sonne noch ganz herrlich scheint, geht es für uns direkt weiter auf Trsat – auf dieser Anhöhe liegt östlich der Rječina und von oben kann man die gesamte Bucht Rijekas überblicken. Die Festung darauf hat irgendwie nicht sehr viel Charme, ist sehr touristisch, hält aber immerhin einen grandiosen Ausblick parat. Hier verbringen wir den aufkeimenden Abend, lümmeln im Park herum und nach ein paar Burgern in einer kroatischen Fastfoodkette geht es dann zu Bett.

häuschengucken

In Rijeka geht es für uns zuerst zum Zamet Center. Hier sind auf einer Gesamtfläche von rund 17.000 m2 eine Sporthalle, Büros und diverse Geschäfte untergebracht. Den Bau in das recht urbane Gefüge zu integrieren ist auch gelungen, die hinterlüftete Fassade ist von einem Gestein inspiriert, das typisch für die Region ist und der gesamte Bau ist rundum gefliest. Ist wunderschön anzusehen und leicht zu reinigen aber bei Nässe irgendwie ziemlich rutschig. Ist nun, vermutlich selbst für totale Architekturfreaks, nicht unbedingt eine Reise wert, aber wenn man schon mal hier ist lohnt ein kurzer Stopp.

Interessanter wird es dann unten an der Küste – dort wurde nämlich 1866 der erste Torpedo der Firma Luppis-Whitehead entwickelt und getestet. Die ursprüngliche Teststation steht zwar nicht mehr, aber eine neuere welche bis 1966 in Betrieb war. Vorbild für Torpedotstationen weltweit, man findet noch heute viele rund um den Globus und kann ihren Verfall beobachten. Mehr als 25.000 wurden hier gebaut bis die Produktion und auch die Tests schließlich eingestellt wurden. Seither steht die Abschussstation ungenutzt herum, gammelt vor sich hin und guckt ganz müde auf die Adria. Inzwischen ist die Anlage Kulturdenkmal und anscheinend gibt es Bemühungen das Areal zu restaurieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, denn aktuell ist es eingezäunt und ich wage mich auch nicht so recht einen Fuß darauf zu setzen. Wirkt alles ein wenig zerbombt, halb eingestürzt und wenig intakt.