rolling rügen

Ich habe mal von einem alten verlassenen Schloss auf Rügen gelesen – da möchte ich heute hin. Der Kadett liefert uns in der 25km entfernten Stadt ab und zu Fuß marschieren wir ein Stück durch den Wald. Es geht geschichtsträchtig zu, denn das gesamte Areal ist übersäht mit verlassenen Bauten.
Vom Schloss selbst ist leider nicht mehr viel übrig – die Sowjets haben es 1948 gesprengt. Was blieb sind Überreste der Pavillons, Kellerräume und nebenan der Marstall. Er blieb verschont und brannte dann vor 20 Jahren leider aus. Die Außenfassade blieb aber weitestgehend intakt und zeigt sich nun recht verwunschen durch das viele Grün.
Auch sonst gibt es hier im Wald einiges zu sehen. Etliche Fabrikhallen, Wohnhäuser und Bunker säumen das Gelände – alles steht leer und birgt einen ganz besonderen Zauber an der Steilküste zur Ostsee.

Dort krabbeln wir auch hinunter und flanieren etwas am Meer um anschließend wieder unser Auto aufzusuchen. Unterwegs treffen wir auf eine alte Greisin die trittsicher an der Küste herumklettert und Ostseeschätze sucht. Früher tat sie das zum Verkauf an Touristen und heute nur noch für die eigene Sammlung. Auch sonst hat sie viel zu erzählen – so schimpft sie über die Neonazis, lobt das Wetter und hat interessante Geschichten von ihrer Flucht nach Rügen parat. Von Ostpreußen kam sie nach Rügen und ich könnte Stunden ihren Geschichten lauschen.
Wir aber müssen irgendwann weiter und fahren zu einer etwas anderen Art Lostplace auf Rügen.

bavarian nowhere

Nun sitze ich im Auto. Das Navi habe ich zwar an, aber keine Zieladresse eingespeichert und die Karte schön weit herausgezoomt. So gondle ich überwiegend durch Wälder, Schotterwege und über winzige Landsträßchen. nach rund 20 Kilometern komme ich an einem Edeka vorbei. Das hier ein Dorf ist, nehme ich garnicht wahr. Alles so kompakt. Hier decke ich mich mit Fressalien ein und Frühstücke gemütlich auf dem Parkplatz.
Der Parkplatz dient nebenbei auch als Dorfplatz, so scheint es mir. Die ganze Dorfgemeinschaft ist beisammen, es wird geplaudert und gelacht. Der komische Fremde mit dem eigenartigen Auto wird ganz misstrauisch beäugt. Wo bin ich hier?

Ehe es mir zu bunt wird, setze ich meine Fahrt fort. Weit komme ich nicht, schon nach ein paar wenigen Kilometern werfe ich den Anker. Ich staune nicht schlecht. Unter einer Kirche ist ein Kellersystem. Die Tür steht offen. Ein schüchternes Hallo bleibt unbeantwortet und ich trete hinein. Es ist müffig und dunkel. Meine Handytaschenlampe funktioniert nicht, so wundert es kaum dass ich überhaupt nichts sehe.

Nun fahre ich auf einem Schotterweg – nur einige Kilometer entfernt vom geographischen Mittelpunkt Bayerns. Das Auto stelle ich in die Wiese und wandere ein Stück zu einem Kieswerk. Das schwere Gerät ist ganz schön am Schuften und es staubt wie die Hölle. Nichts wie weg! Das Handy klingelt. Frau J. verkündet dass der Flieger Verspätung hat. Gut für mich, denn rechtzeitig nach Nürnberg hätte ich es nicht mehr geschafft.
Wieder fahre ich einige Kilometer bis sich am Horizont als sich plötzlich eine Burgruine auftut. Kurzer Blick in den Himmel – das Wetter hält. Den Kadett stelle ich an den Friedhof, sollen die Toten darauf aufpassen und ich laufe los. Die Ruine „Rumburg“ liegt hoch oben auf dem Berg, im Laufe der Jahre sind aber nur einige Mauern übriggeblieben. Ich wähle, wie mir später auffällt, den wohl dümmsten Weg. Nämlich direkt durch den Wald auf direktem Wege nach oben. Die Steigung bringt mich fast um und oben muss ich erstmal sämtliche Körperfunktionen überprüfen. Ich genieße ein wenig die schöne Aussicht – direkt auf die A9 samt Bahntrasse – und nehme dann den ausgeschriebenen Wanderweg zurück zum Kadett.
Nun direkt nach Nürnberg & dann fahre ich die beiden Romreisenden nach Hause.

ruinen ruinen ruinen

Nun fahre ich in Richtung Autobahn und finde unterwegs natürlich nichts zu Essen. Dann bleibt der Hunger eben. Ein paar Kilometer schaffe ich auf der A4 ehe mir eine ganz nette Burg am Horizont auffällt. Schnell verlasse ich die Bahn und steuere grob die Richtung des Berges an. Dummerweise fließt hier aber die Werra und ich komm nicht herüber… so zieht sich das alles ein ganz schönes Stückchen, bis ich schließlich tatsächlich ankomme.

Unten im Tal ist auch ein Schild – gespickt mit Informationen und Öffnungszeiten. Ab Oktober geschlossen steht da. Hä? Ich fahr einfach mal hoch anstatt zu laufen und falls mich jemand fragen sollte versichere ich glaubwürdig, dass ich zum Burgpersonal gehöre. Denen ist die Zufahrt nämlich genehmigt.

Ein Stückchen weiter sehe ich schon die Burgruine von weitem und stelle fest – Öffnungszeiten hin oder her – da komm ich super zu Fuß hin. Also parke ich das Auto im Wald und marschiere los. Als ich das ehemalige Tor erreiche stelle ich auch direkt fest, dass die Öffnungszeiten nur für das Museum gelten und die Ruine frei begehbar ist. Tolle Wurst.
Die Ruine „Brandenburg“ ist in vielen Teilen noch intakt, zumindest intakter als manch andere Ruine und das Gelände recht weitläufig. Ich durchforste jeden noch so kleinen Trampelpfad und gucke mir das ganze aus allen Winkeln ganz genau an, ehe sich das Tageslicht abschaltet.
Nun geht es zurück auf die Autobahn und noch ein Stückchen weiter in den Osten – auf einem Rasthof bekomme ich noch etwas Essbares und checke dann in Weimar in einem Hotel ein, – das habe ich mir heute verdient.

wasserburg friedewald

Nun tuckere ich durch die Rhön, vermeide die Hauptstraßen und gondel über Stock und Stein. Obwohl mitten unter der Woche, kommt es mir so vor als sei Sonntag und Heiligabend aufeinandergefallen. Die Straßen sind wie ausgestorben und keinerlei Restaurants oder Bäcker haben geöffnet.

Irgendwann, noch immer oder besser gesagt wieder auf hessischen Boden komme ich an einem Schild vorbei. Es wirbt für eine Burgruine und ich fackel nicht lange. So finde ich mich in Friedewald wieder. Hier steht die Ruine der Wasserburg Friedewald und sie ist erfreulicherweise frei zugänglich beziehungsweise geöffnet. Eintritt soll sie einen Euro kosten und den gebe ich dann auch gern aus. Ich habe die gesamte Anlage für mich alleine und belächel all die Touristen, die sich im Sommer wohl hier tummeln.

Von der Burg steht noch relativ viel und man kann tatsächlich beinahe alles frei erkunden. Sämtliche Türen und Tore sind geöffnet, alles ist frei begehbar und nichts ist wie so oft üblich lächerlich aufgehübscht und verschlimmbessert. Ich verlaufe mich kurz in den Kellerräumen, wische mir Spinnenweben von der Stirn und suche vergebens Lichtschalter. Was ein Spaß!

Selbst der Aboterker – hier machte man früher seine Notdurft in luftiger Höhe durch ein Loch direkt in das Gewässer um die Burg – ist noch erhalten und frei zugänglich. Für eine Sekunde überlege ich sogar… lasse es dann aber doch. Vernunft pur! Ich genieße noch etwas die Atmosphäre und mache mich dann wieder in Richtung Auto. Ich habe hunger! Hoffentlich kommt bald was am Straßenrand.