ruine hochhaus

Die Weihnachtsfeiertage sind überstanden, die Waage ächzt unter der Last und wir fahren jetzt nach Bayern – ein wenig Ruinengucken. In der nähe von Nördlingen findet man im Wald die Burgruine Hochhaus. Man muss nur den Berg erklimmen und steht dann inmitten des Palas. Um 1200 wurde die Burg als Stammsitz einer Seitenlinie der edelfreien Familie von Hürnheim angelegt und 1347 an die Grafen von Oettingen-Oettingen verkauft. Sie wurde dann als Amtssitz genutzt, im 15. und 16. Jahrhundert modernisiert bis sie schließlich von den Schweden geplündert und niedergebrannt wurde. Um 1839 wird die Burg und deren Überreste endgültig verlassen und Dem Verfall preisgegeben.

So stehen heute die Überreste dort im Wäldchen und ein paar Schilder warnen vor Einsturzgefahr. Wir aber bleiben unbeeindruckt und sehen uns um, bis die Kälte uns schließlich zurück zum Auto geleitet. Dort treffen wir direkt auf die nächste Ruine. Den Kadett. Der mag nämlich nicht mehr anspringen. Perfektes Timing, so kurz vor Sylvester.
Mangels Handyempfang und Internet bin ich etwas ratlos und beschließe direkt, den ADAC nicht zu kontaktieren. Wie soll ich denen nun erklären auf welchem Feldweg genau ich hier stehe?
Also rufe ich Herrn D. herbei – mit Hilfe Googlemaps findet er die Ruine und kommt angebraust. Der Kadett ist schnell an der Abschleppstange und dann geht es direkt in die Werkstatt und für uns mit einem anderen Fahrzeug nach Hause.

steinsowjets

Etwas außerhalb von Budapest liegt der Memento-Park, auch Szoborpark genannt. Er wurde 1993 eröffnet und umfasst eine Sammlung von Denkmälern aus der Zeit des Realsozialismus und danach. In irgendeinem Buch habe ich vor langer Zeit davon gelesen und habe einen zugewucherten Park mit allmöglichen Statuen in Erinnerung.
Wie wir am Park ankommen ist dem nicht unbedingt so und die werte Dame am Eingang verlangt 5,-€ Eintritt pro Person. Der Park ist nett angerichtet, jedoch fehlen Informationen zu den jeweiligen Statuen. Weder ungarisch noch auf anderen Sprachen erfährt man irgendwas dazu – etwas schade. So versammeln sich auf dem Gelände die großen Kommunisten und einige Denkmäler – zum Großteil stammen sie aus der Budapester Region.

Muss man nun nicht unbedingt gesehen haben und mangels Informationen kommt auch so überhaupt kein Spaß auf – also vertrollen wir uns fix wieder, steigen in den Kadetten und fahren lediglich zwei Kilometer weiter. Ich steuere durch eine Kleingartenanlage und zerstöre mir, wie mir erst später auffallen wird, den Auspuff. Den Kadett lassen wir hier inmitten der Spießergärten stehen und gehen zu Fuß zu seiner Burgruine. Ruine trifft es auch exakt auf den Punkt, denn von der ehemaligen Burg sind nur noch wenige Grundsteine übrig und das gesamte Areal ist total verwachsen, sodass man auch nichts sieht.
Von dem Berg gegenüber erhoffe ich mir einen schönen Panoramablick über Budapest und werde abermals enttäuscht. Man sieht nämlich nichts. Scheint heute nicht mein Tag zu sein, also besser schnell ins Hotel.

herumwalden

Heute frühstücken wir mit Blick auf das Meer in einem Restaurant und dann geht es etwas ziellos an der Küste entlang gen Norden. An einer Bucht schlendern wir etwas am Meer entlang und genießen das weite Blau, bis es weiter geht. Ein wenig ins Hinterland, sicher schön dort. Zuerst fahren wir nach Klana zum Kastell Gradina. Hier finden wir eine hübsche Burgruine hoch oben auf dem Berg mit Blick auf die Täler. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtet und wurde letzten Endes im 19. Jahrhundert bei einem verheerenden Erdbeben zerstört. Die guten Gesteine wurden schnell abgetragen und für neue Bauten verwendet, sodass heute nur noch einige Überreste hier im Walde herumstehen und sich zu Tode langweilen. So vertreiben wir uns hier ein wenig die Zeit, gucken auf die alten Gemäuer und genießen die Sonnenstrahlen, ehe es weiter geht.

Unser nächstes Ziel ist Dražice – in der Hoffnung hier auf Nahrung zu stoßen. Sämtliche Restaurants haben aber geschlossen und wir gucken in die Röhre. Auf einem Berg erspähen wir aber eine weitere Burg und dort oben soll es auch ein Restaurant geben. Also hinauf mit uns.
Angekommen blicken wir auf eine recht hübsche aber auch ziemlich restaurierte Burg, erbaut im 15. Jahrundert und immer wieder erweitert, aus ehemaligen Besitz der Familie Frankopan. Heute ist hier eine Bar untergebracht, zu Essen gibt es natürlich nichts. Bei Bier und einer heißen Schokoladen spielen wir direkt am Kamin ein wenig Karten und begeben uns dann langsam auf den Rückweg, aber natürlich nicht ohne noch einen Stopp zu machen.

Nördlich von Rijeka befindet sich nämlich ein Stausee, welchen die Rječina unaufhörlich speist. Zu sehen gibt es leider nichts, denn das Areal ist weiträumig umzäunt und ich nutze die Gelegenheit eine alte Verbindungsstraße der Landstraße 5017 und 5055 zu erkunden. Durch Erdrutsche ist sie irgendwann unpassierbar geworden und fröhnt heute ihr Dasein als Fußgängerweg, während die alten Leitplanken munter vor sich hinrosten. Schööön.

bavarian nowhere

Nun sitze ich im Auto. Das Navi habe ich zwar an, aber keine Zieladresse eingespeichert und die Karte schön weit herausgezoomt. So gondle ich überwiegend durch Wälder, Schotterwege und über winzige Landsträßchen. nach rund 20 Kilometern komme ich an einem Edeka vorbei. Das hier ein Dorf ist, nehme ich garnicht wahr. Alles so kompakt. Hier decke ich mich mit Fressalien ein und Frühstücke gemütlich auf dem Parkplatz.
Der Parkplatz dient nebenbei auch als Dorfplatz, so scheint es mir. Die ganze Dorfgemeinschaft ist beisammen, es wird geplaudert und gelacht. Der komische Fremde mit dem eigenartigen Auto wird ganz misstrauisch beäugt. Wo bin ich hier?

Ehe es mir zu bunt wird, setze ich meine Fahrt fort. Weit komme ich nicht, schon nach ein paar wenigen Kilometern werfe ich den Anker. Ich staune nicht schlecht. Unter einer Kirche ist ein Kellersystem. Die Tür steht offen. Ein schüchternes Hallo bleibt unbeantwortet und ich trete hinein. Es ist müffig und dunkel. Meine Handytaschenlampe funktioniert nicht, so wundert es kaum dass ich überhaupt nichts sehe.

Nun fahre ich auf einem Schotterweg – nur einige Kilometer entfernt vom geographischen Mittelpunkt Bayerns. Das Auto stelle ich in die Wiese und wandere ein Stück zu einem Kieswerk. Das schwere Gerät ist ganz schön am Schuften und es staubt wie die Hölle. Nichts wie weg! Das Handy klingelt. Frau J. verkündet dass der Flieger Verspätung hat. Gut für mich, denn rechtzeitig nach Nürnberg hätte ich es nicht mehr geschafft.
Wieder fahre ich einige Kilometer bis sich am Horizont als sich plötzlich eine Burgruine auftut. Kurzer Blick in den Himmel – das Wetter hält. Den Kadett stelle ich an den Friedhof, sollen die Toten darauf aufpassen und ich laufe los. Die Ruine „Rumburg“ liegt hoch oben auf dem Berg, im Laufe der Jahre sind aber nur einige Mauern übriggeblieben. Ich wähle, wie mir später auffällt, den wohl dümmsten Weg. Nämlich direkt durch den Wald auf direktem Wege nach oben. Die Steigung bringt mich fast um und oben muss ich erstmal sämtliche Körperfunktionen überprüfen. Ich genieße ein wenig die schöne Aussicht – direkt auf die A9 samt Bahntrasse – und nehme dann den ausgeschriebenen Wanderweg zurück zum Kadett.
Nun direkt nach Nürnberg & dann fahre ich die beiden Romreisenden nach Hause.