erlebnistag rüsselsheim

Die letzten Tage habe ich nahezu nicht geschlafen und dafür umso mehr gesoffen. Im Volksmund schimpft sich das Fasching. Genug davon springe ich heute noch vor dem Morgengrauen in den Kadetten und fahre zielstrebig nach Rüsselsheim. Unterwegs gibt es Frühstück und dann fahre ich zuerst zur Carmania – eine Modellautobörse in der Mitarbeiterkantine von Opel in Rüsselsheim. Viel Zeit habe ich jedoch nicht und schaffe es daher nicht mein gesamtes Vermögen in Spielzeuge zu investieren. Denn nun treffe ich mich mit Herrn M. einen Steinwurf entfernt bei der Alt-Opel Teilebörse. Der hat den Kofferraum voll Krempel der nach Süddeutschland muss. Fix umgeladen und dann habe ich noch etwas Zeit über die Teilebörse zu schlendern. Finde aber fast nichts – es ist wie immer. Danke Murphy.

Eigentlich täte ich mich gern noch länger umsehen, aber der J. hat uns eingeladen zu einer vom FKK [Freier Kunst- und Kulturverein] organisierten Stadtführung. Wir sind eine kleine Runde von 6 Mann und stürmen zuerst einen Italiener in Rüsselsheim – die Pizza schmeckt fantastisch und die bekannten Gesichter mal wieder zu sehen macht Freude. Noch während dem Essen rollt auch schon unser Bus vor – der schippert uns nun quer durch Rüsselsheim – eine etwas andere Stadtführung. Rüsselsheim ist eng umflochten mit Opel – das dürfte klar sein. Im Zuge der Stadtführung kommen wir an vielen Punkten vorbei, die ich natürlich schon selbst etliche Male besucht habe und dennoch entdecke ich hier Sachen, die ich bisher nicht kannte.
Für echte Opel-Nerds eine tolle Veranstaltung, denn wo sonst sieht man sich Locations an, wo in den 70er Pressefotos gemacht wurden?

Nach drei Stunden ist die Führung vorbei und wir verabschieden uns dann auch allmählich. Den meisten steht noch ein weiter Heimweg bevor und ich freue mich tierisch auf mein Bett.

opelstadt

Nun habe ich keine Lust in Mainz zu bleiben, denn ich habe genug vom Städtegucken und fahre stattdessen nach Rüsselsheim. Hier war ich schon so wahnsinnig oft und habe mir jetzt vorgenommen, die verstorbene Opelfamilie zu besuchen. Das habe ich bisher nämlich noch nicht gemacht. So fahre ich erst zur Landungsbrücke, gucke ein wenig auf den Main und spaziere dann zu dem ehemaligen Friedhof neben dem Opelwerk. Dieser wurde während des Dreißigjährigen Krieges errichtet, als die Stadt damals händeringend nach geeigneten Flächen suchte, wegen der vielen Pestopfern. Ein erkrankter Schäfer hat in seinem Pesttestament verfügt, dass sein Acker für die Beisetzung der Toten genommen werden kann und somit fand er selbst nach seinem Tode als Erster auf dem Friedhof die letzte Ruhe.

1939 wurde der Friedhof schließlich geräumt und mittlerweile sind nur noch einige Grabsteine über und das Areal wurde zur Grünanlage mit Spielplatz umfunktioniert. Schon im Jahre 1924 ließ aber die Familie Opel auf dem Friedhof ein Mausoleum als Familiengrabstätte errichten und selbst Adam Opel wurde nach Fertigstellung hierhin umgebettet. Im Mausoleum wurden neben Adam und Sophie Opel, ihre fünf Söhne samt Ehefrauen, sowie die neun Enkel und zwei Urenkel beigesetzt. Darunter auch Elinor von Opel, sie belegt seit ihrem Tod 2001 die letzte Grabkammer und die letzte Urne wurde 2014 unterhalb der Andachtshalle untergebracht.

Jetzt ist es allerdings Zeit weiterzuziehen und so starte ich den Kadetten, fahre noch kurz auf den Aussichtsplatz der Startbahn West um mir einige Fliegerchen anzusehen und fahre dann endgültig nach Hause. Weit komme ich leider aber nicht, denn bei Aschaffenburg stehe ich mal wieder rund drei Stunden vor einer Vollsperrung und bereue nun sehr Herrn J. abgesagt zu haben. Der lud nämlich zum Essen nach Darmstadt ein, abgesagt habe ich dann weil ich zeitig los wollte. Dumm, wer Dummes tut.

reize verarbeiten & mehr

Das Werksgelände von Opel verlassen wir vorerst nicht, denn der Shuttleservice bringt uns direkt zum Adam-Opel-Haus. Headcenter von Opel und heute im Foyer unsere Lounge für den Hessentag. Der Hessentag startet heute mit gleich vier Bands auf dem Openair-Gelände und direkt daneben sitzen wir in der gemütlichen Lounge, bekommen Apfel-Secco serviert und können uns am reichhaltigen Buffet mit hessischen Spezialitäten vollstopfen.

Geklärt ist bis dato noch nicht ob wir das Konzertgelände jederzeit verlassen und wieder Betreten können oder nicht, also warten Herr A. und Ich einfach mal bei gutem Essen und Secco auf bessere Zeiten. Das Essen schmeckt fantastisch und auch der Apfelsecco fließt in Strömen. Die Band „Tonbandgerät“ sehen wir damit nicht sondern hören sie nur im Hintergrund, ist aber okay, denn meinen Geschmack treffen sie ohnehin nicht so wirklich.
Anschließend gehe ich mit Herrn A. zu Andreas Bourani. Wir haben Plätze auf der Tribüne und eine gute Sicht – glücklicherweise habe ich schon das ein oder andere Dutzend Apfelsecco intus, sodass ich mir diesen furchtbaren Mist antun kann. Ich freue mich für die vielen Leute, denen der Dreck gefällt und bin dann unendlich froh als Bourani endlich still ist. Die Bühne wird umgebaut und wir nutzen die Chance uns schnell an den Vodkastand zu verziehen. Der ist ganz hinten am Ende des Geländes und so hören wir zumindest Silbermond von dort. Silbermond können rein musikalisch zumindest ein wenig was, gefallen werde ich trotzdem nie daran finden. Der Vodkastand zahlt sich dann aus – es schmeckt herrlich und einen Hagelschauer überstehen wir geschützt und stets mit Nachschub.

Nach dem Konzert geht es mit dem Shuttle zurück in das 5-Sterne Hotel, die Bar hat noch geöffnet und wir lassen den Abend ausklingen, stoßen nochmal an und verabschieden uns dann. Ich habe mir fest vorgenommen auszuschlafen und morgen dann gemütlich nach Hause zu fahren. Eigentlich hätte meine Tour durch Deutschland von hier aus weitergehen sollen, jedoch zwingen mich besondere Umstände das vorerst zu verschieben. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

zu gast bei opel

Meinen Kadett habe ich heute gegen einen neuen Opel Astra Sportstourer getauscht und schippere in aller Frühe gemütlich nach Wiesbaden. Aus dem Radio poltert gute Musik und wie ich ankomme bleibt mir noch viel Zeit übrig. Also gehe ich Frühstücken und lümmle etwas in Wiesbaden herum, ehe ich mein Hotel aufsuche. Die Zimmerkarte geholt und schon werfe ich mich in Schale – der Anzug sitzt, den Krawattenknoten kriege ich gerade noch so hin und anschließend finde ich mich im Hotelrestaurant wieder.

Opel lädt ein zum gemütlichen Beisammensein, das Buffet weiß zu gefallen und mit vollen Mägen geht es dann noch in einen düsteren Tagungssaal wo eine kurze Ehrung stattfindet. Anschließend lege ich meinen Dress ab und streife mir wieder gemütliche, luftige Kleidung über gehe hinaus wo bereits ein Shuttleservice auf uns wartet. Auf direkten Wege geht es nach Rüsselsheim, wo wir heute einige besondere Einblicke erhalten werden.

Wir gondeln durch das Werksgelände und unser erster Halt ist das Testzentrum für elektromagnetische Verträglichkeit. Hier werden diverse Einflüsse von Elektrogeräten, Strahlung usw. auf und aus einem Fahrzeug gemessen und erforscht. Der Abteilungsleiter gibt uns interessante Einblicke in sein Tun, beantwortet geduldig sämtliche Fragen und tut das auch so, dass wir auch verstehen, was er uns da sagt. Dann geht es auch schon direkt weiter in das Entwicklungszentrum für Antriebssysteme. Das Gebäude wurde erst vor kurzem gebaut, alles ist ganz neu und zuerst nehmen wir in einem Besprechungsraum platz. Wir bekommen eine kleine Einführung darüber, was hier genau gemacht wird und wie die Abläufe sind und gehen dann gemeinsam zu den Motorenprüfständen um uns auch ein Bild davon zu machen. Der Wissenshunger lässt nicht nach und so gehen wir noch in das Akustik-Zentrum. Hier werden sämtliche Geräusch in und an einem Fahrzeug erprobt, optimiert und kreiert. Der Abteilungsleiter steht wieder allen Fragen Rede und Antwort und führt uns durch sein Reich.
Als Opelfreund seit Kindheitstagen war das für mich natürlich ein ganz besonderer Tag, denn selbst ranghohe Opelaner haben nur selten oder garnicht die Möglichkeit in die heiligen Hallen von Entwicklung und Forschung bei Opel zu kommen.