mehl fressen

Im Konvoi fahren wir in Richtung Österreich und möchten uns im Allgäu noch eben Vignetten kaufen. Die Tankwirtin guckt etwas verdutzt, frägt mich was wir zum Teufel veranstalten und hat uns leider statt der gewünschten acht Vignetten nur sechs Stück. Vorm Fernpass bekommen wir die fehlenden, machen eine Pinkelpause, snacken ein wenig an unseren Vorräten und mir steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Frau T. hat doch tatsächlich Unmengen Reiswaffeln mitgebracht. Das ist in etwa so, als würde man ein Kilo Mehl fressen. Ekelhaft.
Den Fernpass lassen wir hinter uns, Schnee liegt überhaupt nicht viel und es klappt ganz wunderbar. Bis auf ein neues Geräusch vom Kadetten. Hört sich an wie ein defektes Radlager – ich aber hoffe dass es nur ein unglücklich verlegter Spanngurt ist und wir halten kurz vor Innsbruck erneut. Ich stecke mal wieder den Schlauch in den Tankstutzen und breche sofort wieder ab. 1,70€ für Benzin sind mir in Österreich einfach zu viel, mein Geiz viel zu ausgeprägt. Stattdessen kümmere ich mich um meine Spanngurte und dann geht es weiter.

Auf der Autobahn ist dann klar, dass es die Gurte waren. Plötzlich ist Ruhe, man kann sich im Fahrzeug halbwegs vernünftig unterhalten und ich fürchte mich nicht permanent vor irgendwelchen Schäden. Über die Brennerautobahn geht es zu unserem Nachtquartier. Hierfür verlassen wir die Autobahn und es geht auf einer wunderschönen Serpentinenstrecke in die Berge. Die Fahrt macht uns allen sichtlich Spaß, die Motoren heulen auf und am Limit kommen wir oben an. Der Nachtplatz ist einfach ein Supermarkt in einem Industriegebiet, wo wir niemanden stören und lange vor Geschäftsbeginn wieder weg sind. Für zwei Stunden schließen wir die Augen, die Funkgeräte sind beängstigend still und ich schwöre mir in Zukunft besser vorbereitet zu sein, denn mein Frühstück besteht aus einem Heringsfilet mit gefrorenem Brötchen – lecker!

Ein gutes Stündchen vor Sonnenaufgang machen wir und los, rund 60km Landstraße trennen uns jetzt noch von unserem nächsten Halt. Am Castel Beseno, einer Höhenburg die das Etschtal und das Tal des Rio Cavallo überragt machen wir Pause, genießen den Sonnenaufgang in luftiger Höhe mit Blick auf die Täler und sind und schnell einig, dass wir die Burg nicht besuchen werden (können). Der Eintrittspreis ist hoch und die Öffnungszeit in ferner Zukunft.

rennen der tausend weine

Nun ist es soweit – meine alljährliche Rallye steht an. Die Grobplanung hat vor rund einem Jahr gestartet und wie ich das immer so mache, planen wir Details kurz vor Abfahrt. So waren die letzten Tage natürlich mal wieder etwas stressig. Aufkleber mussten her, die Logos designed werden, der Kadett brauchte einige Liebe und die Route stand auch noch nicht so recht. In einsamen Stunden habe ich die Route verfeinert, Treffpunkte und Nachtplätze gesucht sowie die Roadbooks gedruckt.

Dieses Jahr haben sich acht Fahrzeuge und 17 Leute angemeldet – darunter mein Opel Kadett, ein Opel Senator, Opel Calibra, BMW E34, VW Passat, VW Golf II, VW Golf III und ein BMW E36. Keiner jünger als 20 Jahre alt und die Hoffnung ganz arg groß, dass sie alle halten! Wie ich mein Auto belade, irgendwie versuche Platz zu schaffen für meine Copiloten, habe ich ein eher mulmiges Gefühl. Seit Ingolstadt ist mein Vertrauen ein klein wenig gesunken. Die Werkstatt hat nichts gefunden und ich befürchte dass es die Antriebswellen sind. Also habe ich mich auf die Suche nach neuen gemacht und diese jetzt im Kofferraum gebunkert. Sicher ist sicher. Werkzeug habe ich zwar keines, aber das wird schon werden!

Frau T. aus Ludwigsburg reist an, parkiert ihr Fahrzeug vor meiner Tür und dann holen wir noch Herrn M. um anschließend den Treffpunkt anzufahren. Wir treffen uns mit den meisten an der Autobahn 7 in Fahrtrichtung süd. Die Stimmung ist super, wir bekleben die restlichen Fahrzeuge und machen uns dann in Kollone auf zu Treffpunkt Nummer 2. In Memmingen stoßen noch die Münchner sowie die Saarländer dazu. Vor Ort überbrücke ich die Wartezeit mit etwas Kinderpunsch und ehe wir uns die Beine abfrieren, geht es auch schon los. Uns steht eine lange Nacht bevor und mit etwas Sorge gucke ich auf den fallenden Schnee. Acht überladene Altwagen, Alpen und die Nacht können tückisch sein.

1001 nacht!

Wir stürzen uns mitten ins Getümmel und lassen uns von der Vielfalt der aberhunderten Geschäfte verzaubern. Endlose Gänge mit allmöglichen Gerüchen liegen hinter uns, als wir am Jemaa El Fna einen Smoothie schlürfen.

Weiter geht’s zum Gerberviertel, wo ich mühsam versuche überaus freundliche Guides abzuwimmeln und wir nur kurze Blicke in das Tun der Gerber wagen. Der Geruch und auch das Handwerk überhaupt haben bei mir nie besonders gewirkt, brauche ich nicht.

Zum Verschnaufen geht es zum Wahrzeichen der Stadt, dort stolpern wir herum, lümmeln etwas im Park und trinken anschließend noch ein Kännchen Tee um dann die ganze Strecke retour zu laufen.
Ich möchte nämlich noch in das Marrakech Museum.
Ein recht kurzweiliger Besuch und mit 50DH Eintritt auch recht teuer. Die Exponate selbst lösen bei mir nicht allzuviel Begeisterung aus, da haben einschlägige Reiseratgeber zu viel versprochen. Das Gebäude jedoch verzaubert in allen Ecken und Winkeln und so hat sich der Besuch doch gelohnt.

Nun kaufe ich noch Tee und Gewürze ehe es am Stadtrand dann wieder in ein Taxi geht und wir den Abend am Pool ausklingen lassen.

der wüste entkommen

Nach dieser langen Faulenzerei soll es heute wieder ein gutes Stück weiter gen Nordwest gehen. In einem Rutsch fahren wir durch das Atlasgebirge bis nach Marrakech. Mal wieder kann mir die Strecke garnicht weit genug sein – das Landschaftsbild, das sich einem bietet ist wunderschön und ich werde fast traurig, als wir der Stadt immer näher kommen.

Die Fahrt durch die Stadt kostet etwas Nerven aber es geht schon, wie immer, irgendwie. Etwas außerhalb der Metropole machen wir es uns auf einem Campingplatz mit Pool gemütlich und genießen nun erstmal das Wetter, Cocktails und die Ruhe, bevor wir uns die Tage in das Großstadtgetummel stürzen.