die leiche des pontius pilatus

Wir sind irgendwie in der Schweiz gestrandet und stehen nun zu Füßen des Pilatus. Der Pilatus ist ein Bergmassiv südlich von Luzern und liegt im Grenzbereich der Kantone Luzern, Nidwalden und Obwalden. Ich wollte schon immer einmal hierher kommen um mit der Zahnradbahn nach oben zu fahren. Die Fahrt soll spektakulär und fesselnd sein. Daran gedacht dass wir uns mitten im Winter befinden habe ich natürlich nicht und die Bahn fährt erst im Frühling wieder.

Auf den Berg mögen wir nun aber trotzdem und so kaufen wir uns Tickets für die Lifte, welche uns auch nach oben bringen werden. Berg- und Talfahrt für zwei Personen kosten vergünstigt über 100,- Franken und das soll uns nun egal sein. Wir möchten jetzt ein wenig Fernsicht und Schnee. Im Lift klären uns Einheimische über die Wandermöglichkeiten und die Umgebung des Pilatus auf und stellen auch fest, dass sich unser Hotel im Reichenviertel Luzerns befindet. Das passt hervorragend, wo auch sonst gehören wir hin? Nach einer langen Fahrt kommen wir in Fräkmüntegg an und müssen umsteigen. Nun geht es in einem großen Lift weiter bis Pilatus Kulm – einer Bergstation auf über 2100m.ü.M. mit Hotels, einer Aussichtsterrasse und einer Panoramagalerie.

Wir genießen bei herrlichen Sonnenschein die Aussicht und watscheln ein wenig umher, bis wir schließlich zurück nach Fräkmüntegg fahren um dort zu Dinieren. Im Restaurant gibt es Rösti mit Würstchen – schmeckt grottig und kostet wahnsinnig viel. Satt spazieren wir dann etwas durch den Schnee und genießen auch hier die Aussicht, bis es mir schließlich zu kalt wird und sich meine Socken langsam mit Wasser füllen. Nun werde ich ungehalten und möchte zurück in die Zivilisation.

kältetod

Nun bin ich doch glatt durch ganz Ungarn gefahren und habe nur noch etwas über 250km bis zu meinem Ziel. Also verlasse ich die Autobahn und mache es mir auf einem Feldweg bequem, lese noch ein Weilchen und schlummere dann. So recht wohltuend sind die paar Stunden aber nicht, denn es ist arschkalt und total ungemütlich. Also mache ich mich nach diversen Morgenritualen wieder auf den Weg. Die Morgendämmerung startet jetzt erst durch und in Verbindung mit dem Wetter erhoffe ich mir einen raschen Grenzübergang nach Serbien.

Klappt dann auch, nach rund 30min bin ich in Serbien und staune nicht schlecht – noch mehr Schnee! Ich bleibe aber stark, kämpfe mich die 200km bis Belgrad und stoppe am Nikolai Tesla Airport. Hier gibt es nämlich ein Luftfahrtmuseum worauf ich gern einen Blick wagen würde. Die Exponate sind recht interessant, wenn auch die Fliegerei noch nie mein Steckenpferd gewesen ist. Schade aber ist dass hier nichts auf Englisch übersetzt ist und ich mangels Serbisch einfach nix verstehe. Auch sind die meisten Exponate heftig in die Jahre gekommen und selbst der prunkvolle Bau wird es vermutlich nicht mehr lange machen. Überall bröckelt der Putz, das Dach ist überall undicht und auch sonst wirkt alles als käme schon morgen die Abrissbirne. Schade drum, aber so ist es nunmal.

mir gebührt der hass

Ab in die Berge! Nur dumm, dass ich gestern feiern war und erst spät zu Bett kam. Voller Zuversicht habe ich den Wecker auf 05.00 Uhr gestellt um pünktlich zu sein. Um 07.00 ruft mich dann Herr D. an, dass mein Auto noch hier stünde. Fucksgerät! Herr R. ist dann so lieb und holt mich samt meinem Reisegepäck und ich verschwinde im Kadett, informiere den im Regen wartenden Herrn B. über mindestens zwei Stunden Verspätung und brettere los. Allzu weit bis Ulm ist es nicht, Herr B. ist gnädig mit mir und wir fahren ganz entspannt nach München. Dort steigen Frau L. und K. aus Berlin zu, das Gepäck passt zu meiner Erleichterung gerade so in den Kofferraum. Gestern nämlich wollte ich noch meine Dachbox montieren, aber irgendein Idiot muss den Schlüssel verloren haben.

Die Fahrt ist ganz angenehm, auch wenn ich mich elend fühle. Meine Mitreisenden verstehen es mich etwas aufzuheitern und kurz nach der Grenze zu Österreich treffen wir auf die Lieben von Whatabus. Zusammen fahren wir das letzte Stück bis Saalbach, unsere Destination für die nächsten Tage. Die Mädels werfen wir nahe ihres Hotels heraus und beziehen anschließend das unsere. Eine Ferienwohnung für zehn Leute, einige davon kenne ich schon vergangenen Festivals und befürchte Schlimmstes. Der Vodka ist schnell geöffnet und in versammelter Runde beginnen wir zu feiern – denn jetzt ist BERGFESTival!

wir brauchen pizza

Wir sind unterwegs zum nächsten Treffpunkt – dieser ist an einer alten Festungsanlage mitten im Nichts nähe Modena und der Weg dahin macht so tierisch Spaß. Wir gondeln stundenlang durch Italien, blicken auf schroffe Felsen, schöne Architektur und unfassbar viele aufgegebene Häuser. Am Treffpunkt tauchen nach und nach alle Teilnehmer auf. Mit Herrn M. genieße ich unser alljährliches Leberkäsebrot-Essen mit Senf aus der Tube und Salz von der Motorhaube. Hygienisch bedenklich aber tierisch lecker. Schade nur, dass heuer sämtliche Lebensmittel tiefgefroren sind.

Besonders weit haben wir es nicht mehr, der Tag ist schon fortgeschritten und inzwischen hat es begonnen zu Regnen. Vor Florenz müssen wir noch durch die Berge um uns anschließend durch den Großstadtdschungel zu kämpfen. Also geht es auf die Panoramaautobahn und wie sich herausstellt, war das keine schlechte Idee. Es schneit sehr stark, die Bahn aber wird permanent frei gehalten und wir kommen ganz gut voran. Das große Drama beginnt dann in Florenz. Parkhaus sowie Hotel sind am Stadtrand gelegen, theoretisch gut zu erreichen. Der Verkehr an sich wäre sogar erträglich, wenn da nicht gerade eine Straßenbahn-Trasse gebaut werden würde. Die Stadt wirkt zweigeteilt, überall Baustelle, sämtliche Straße sind gesperrt. Die Navigationssysteme werfen schnell das Handtuch und durch ewig Herumfahren erlange ich ein klein wenig Ortskenntnis und wir kommen nach einer guten Stunde im Parkhaus an. Für zwei Kilometer ist das eine recht sportliche Leistung.

Die Laune ist im Keller und die Wartezeit auf den Rest überbrücken wir mit Bier und Schnaps. In Windeseile hebt sich die Stimmung und wir alle sind wieder frohen Mutes, packen unser Zeug beisammen und machen uns auf den Weg zum Hotel. Keiner scheint mehr nüchtern und wir laufen einen horrenden Umweg, können dann bei Dunkelheit aber gemütlich einchecken und ich suche fix die Dusche auf.