frühlingsschnuppern

Vernünftiges Wetter lässt mich heute nach draußen gehen. Herr M. kommt mit seinem „neuen“ T3-Bus angefahren und wir parkieren unsere Kisten an einer Tankstelle. Von dort aus marschieren wir los in den Wald – glotzen in einen Steinbruch und machen uns weiter auf den Weg zu der verlassenen Brauerei.

Kaum zu glauben, aber seit meinem letzten Besuch hat sich der Zustand noch weiter verschlechtert. Damals war ich nicht im Keller und habe mich in den Berg nicht hineingetraut. Heute schon, bin ja nicht allein. Die Treppe in die Kellerräume ist etwas beängstigend, weil unendlich. Irgendwie nimmt sie kein Ende. Es geht locker 3 Stockwerke nach unten. Dort ist es höllisch dunkel, sehr feucht und vermüllt ohne Ende. Dafür der einzige Platz im Gebäude wo sich noch alte Utensilien finden lassen. In den oberen Stockwerken hingegen gibt es nichts mehr – nur Müll und Schmierereien sowie zerborstene Scheiben.

Draußen dann in den angrenzenden Berg – ein Zugang ist soweit frei, dass ich mit meinem Fliegengewicht gerade so durchpasse. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es 50m tief in den Berg hineingeht und dort früher das frische Bier gelagert wurde. Mit Taschenlampen bewaffnet bahnen wir uns durch die Gänge und ich zähle weitaus mehr als 50m. Ich schätze das ganze zugängliche Tunnelsystem auf etwa 250m. Viele Durchgänge/Räume sind leider zugemauert und am Ende kommen wir an einem anderen Eingang/Ausgang an, der aber auch zugemauert ist. Also geht es zurück und wieder hinaus an die frische Luft. Anschließend besuchen wir noch Herrn E. in seiner neuen Behausung, labern dumm heraus und ich freue mich auf baldiges Pizzaessen.

hannoversche gummiwerke

Nun fahre ich einmal quer durch Hannover und nehme den Weg durch die Innenstadt. Für eine Besichtigung hätte ich zwar Zeit, aber das Wetter lädt nur wenig dazu ein. So werfe ich einen Blick auf die ganze Stadt und komme schließlich bei der ehemaligen Continental Fabrik an. In Hannover-Limmer gelegen war es einst ein rießiges Areal mit unzähligen Hallen. Großteils vom Krieg verschont wurde hier bis 1999 gearbeitet.

Der denkmalgeschützte Turm steht noch heute sowie eine Fabrikhalle. Schon vor Jahren galt der Ort als Treffpunkt für jung & alt, Graffitikünstler und Vandalen. So wundert es kaum dass die Halle in entsprechendem Zustand ist. Fenster gibt es längst keine mehr und man sucht vergebens nach intakten Wänden. Der Rest wurde 2009 abgerissen und nun sollen dort wohl irgendwann einmal Wohnungen entstehen.

Die Stadt war sehr bemüht das Gebäude unzugänglich zu machen, scheiterte aber an allen Fronten. Wer nicht ganz blöde ist, kann sich dort in aller Ruhe umsehen. Ich muss aber dazu sagen – es lohnt sich nicht. Abgesehen von Dreck, Unrat und Schmierereien findet man nicht allzuviel. Blendet man aber die Sauereien etwas aus kann man sich ganz gut vorstellen wie vor über 100 Jahren hier produziert wurde. Architektonisch ein Leckerbissen, wenn auch kaputtrandaliert. Nun habe ich nasse Füße und bin von oben bis unten eingesaut. Also hinein in den Kadett und weiter in Richtung Bremen.

expo war gestern

Am litauischen Pavillon angekommen bin ich schon wieder etwa entsetzt. Als ich das letzte mal Bilder von hier gesehen habe, war es noch deutlich besser um das Gebäude gestanden. Es ist so schade dass beinahe jedes verlassene Gebäude von irgendwelchen Deppen zerstört wird. Einen Zugang zum Gebäude gibt es auch und ich sehe mich mal um.

Dort drinnen ist es unvorstellbar widerlich. Der Geruch sehr streng und das Licht nur fahl. Überall liegt Unrat und man muss ständig aufpassen nicht auf Hinterlassenschaften zu treten. Als ein Feldhase durch den Gang flitzt erleide ich einen kleinen Herzinfarkt und beschließe wieder zu gehen. Einen solch verwüsteten Ort zu erkunden macht einfach keinen Spaß. Auf jeder Mülldeponie sieht es schließlich genauso aus.

Weiter zum spanischen Pavillon. Oder was davon übrig ist. Eine traurige Geschichte. Erst letztes Jahr wurde ein Käufer für den leerstehenden Komplex gefunden. Ein Oldtimermuseum sollte wohl hinein. Einen Tag nach Vertragsabschluss haben ein paar Vandalen mal wieder das Gebäude in Brand gesteckt. Ob absichtlich oder nicht – es ist eine Sauerei. Das Gebäude brannte im September dann lichterloh und war nicht mehr zu retten. Also wurde recht zeitnah mit dem Abriss begonnen. Heute kann ich dabei sogar noch zusehen. Die Bagger leisten ganze Arbeit – es ist fast nichts mehr da.

Nun schlendere ich noch zum Expowal und sehe ihn mir an. Sieht fürchterlich aus. Nicht weil er verlassen ist sondern weil er einfach furchtbar aussieht. Heute ist dort eine Eventlocation drin und drumrum ganz viel Baustelle und Brachland. Es wird Zeit zu gehen.

weiter weg

Ich habe lang ersehnte Ersatzteile für den Kadett gefunden – nun mögen diese geholt werden und das erledige ich heute. Also geht es auf die Autobahn gen Norden. Sechs Stunden entspanne ich auf der rechten Spur und wühle mich durch den zähen Verkehr bis ich schließlich in Hannover ankomme. Bevor es weiter geht möchte ich mich hier etwas umsehen.

Als großer Fan von verlassenen Stätten steuere ich das ehemalige Expo-Gelände an. Vor 17 Jahren fand hier die Weltausstellung statt. Unzählige Gebäude wurden gebaut und eines war schöner als das andere. Nach der Expo2000 musste mit den Bauwerken irgendetwas geschehen. So recht geklappt hat das nicht, wenn ich mich so umsehe. Einige der Pavillons wurden abgebaut und andernorts wieder aufgebaut. Manche konnten verkauft werden und so tummeln sich heute einige Firmen in den Bauten. Dazwischen ist viel grün geblieben. Die abgerissenen und abgebauten Pavillons haben relativ viel Leere zurückgelassen.

Den Anfang mache ich am niederländischen Pavillon. Der ist im laufe der Zeit zum Symbol für das Gelände geworden. Zurückgelassen und nicht wirklich nutzbar wegen der offenen Bauweise. Nachdem halbstarke Vandalen das Gebäude mehr und mehr beschädigten wurde es doppelt eingezäunt und mit ganz ganz vielen Verbotsschildern versehen. Normalerweise hält mich ein Zaun nicht auf, aber so recht mag ich da garnicht rein. Man sieht von außen in sehr viele Ecken und bekommt ein gutes Bild von der Zerstörung durch diverse Vollidioten. So schlendere ich lieber außen herum – mit etwas Abstand sieht es ganz nett aus und wenn ich die Augen schließe kann ich die Menschenmassen auf den Treppen sehen. Schade dass ich im Jahre 2000 nicht dort war.